Superfoods und ihre Schattenseiten
Superfoods sind inzwischen weit bekannt, ob Avocado, Quinoa oder Chiasamen, sogar meine Grossmutter wirft sich diese Zutaten ins Müesli oder in den Salat. Auch ist der Weg ins Reformhaus lange kein Muss mehr, auch Billigläden verkaufen diverse Superfoods. Aber was bedeutet dies eigentlich für die Umwelt und uns Menschen?
Laut Definition ist ein Superfood ein nährstoffreiches Lebensmittel, das als besonders förderlich für Gesundheit und Wohlbefinden erachtet wird. Sie kommen zudem meistens von weit her, da sie bei uns nicht (oder nur schlecht) angebaut werden können.
Doch wie wirkt sich das auf die Bewohner der jeweiligen Anbauländer aus?
Quinoa
Der Preis von Quinoa hat sich zwischen 2009 und 2013 verzehnfacht! Der Grossteil wird in Peru und Bolivien angebaut, wo Unmengen an Land für den Anbau von Quinoa verbraucht werden und so nicht mehr für den Anbau von Grundnahrungsmitteln genutzt werden können. Die Folge: Die Preise der Nahrungsmittel steigen für die Einwohner. Was dem Bauern also riesige Erträge einbringt ist für die Bewohner zunehmend eine Last.
Chiasamen
Auch Chiasamen haben in den letzten 5 Jahren eine rasante Entwicklung durchgemacht – speziell in Europa. Die Anbaufläche in Südamerika ist innerhalb eines Jahres um 240% angewachsen. Ausserdem kamen Australien und Afrika als Produzenten hinzu.
Wird in so kurzer Zeit so viel mehr Ware benötigt, kommt es schnell dazu, dass gefälschte, minderwertige Produkte in Umlauf kommen. Ein grosses Problem ist, dass Biofelder meist neben Industriellen Feldern liegen und die Spritzmittel so auch auf den Bio Chiasamen landen. Bio Chiasamen sind trotzdem noch um ein weiteres besser und sollten deshalb bevorzugt werden.
Avocado
Mehr als 5 Millionen Tonnen Avocados sind weltweit pro Jahr in den letzten 3 Jahren geerntet worden. Der grösste Teil davon wird in die USA und nach Europa exportiert. Im Jahr 2018 wurden in ganz Europa 550 Millionen Kilo Avocado gegessen! Spannend hier: Avocado Setzlinge brauchen um die 7 Jahre bevor das erste Mal geerntet werden kann.
Immer mehr Pinienwälder müssen den Avocadoplantagen weichen. Und der Wasserverbrauch ist enorm. Rund 1000 Liter Wasser sind nötig, um 1 Kilo Avocados zu produzieren. Zum Vergleich: In der Schweiz werden nur 8 Liter für 1 Kilogramm Kartoffeln benötigt (wenn es normal regnet).
Hype und Trend gegen Altbewährtes
Gerade wenn man den ökologischen Fussabdruck verschiedenster Superfoods anschaut, lässt sich das mit dem Gewissen kaum mehr vereinbaren. Doch was lässt sich dagegen tun? Vermeiden? Was aber, wenn die Chiasamen der Verdauung so geholfen haben, dass man nicht mehr darauf verzichten möchte?
Wir haben Glück. Denn auch bei uns gibt es einheimische Lebensmittel mit der gleichen Wirkung oder den selben Nährwerten.
Hier also einige Beispiele:
- Leinsamen statt Chiasamen: Beschaffenheit und Inhaltsstoffe sind sich extrem ähnlich. Leinsamen aber kosten auch in Bio-Qualität nur einen Bruchteil.
- Hirse statt Quinoa: Nur 1 Gramm Eiweiß mehr steckt im Pseudogetreide Quinoa, außerdem 2 Gramm mehr Fett. Zudem enthält Hirse 2,5-mal so viel Eisen wie Quinoa.
- Heidelbeeren statt Gojibeeren: Zuckerhaltige Gojibeeren sind zwar sehr gesund, aber vor allem im Sommer liefern auch kalorienarme Beeren Antioxidantien.
- Grünkohl statt Granatapfel: Diese grüne Wunderwaffe ist ein Nährstoffgarant. Im Sommer einfach zur TK-Variante greifen.
- Brokkoli statt Moringa: Das Kohlgemüse ist ganzjährig in guter Qualität erhältlich. Außer bei Vitamin A und E hat es die Nase vorn, eine Portion deckt sogar den Vitamin-K 1-Bedarf.
- Rapsöl statt Kokosöl: In Rapsöl steckt mit die beste Zusammensetzung an ungesättigten Fettsäuren überhaupt. Soll es doch mal exotischer sein, dann greifen Sie lieber zu Leinöl und Olivenöl.
- Sanddorn statt Acerola: Zwar enthält Sanddorn nur die Hälfte des Vitamin C von Acerola, aber das ist immer noch mehr als genug, denn der Überschuss des wasserlöslichen Vitamins wird ausgeschieden.